20.06.2013 08:04

Besser hätte es für den Deutschen Fechter-Bund kaum kommen können. Die deutsche Fecht-Equipe ist mit Degen-Gold durch Jörg Fiedler und der Bronzemedaille von Florettfechterin Carolin Golubytskyi erfolgreich in das Europäische Championat in Zagreb gestartet.


Wohl nur wenigen ist es bis dato vergönnt geblieben, drei Mal in Folge bei einer internationalen Meisterschaft Edelmetall zu erringen. Man erinnere sich: Gold in Sheffield 2011, Bronze vor Jahresfrist in Legnano und nun erneut der Titel in Zagreb. Jörg Fiedler hat in der kroatischen Hauptstadt klargestellt, dass er die hohe Kunst des Degenfechtens perfekt beherrscht.


Es war mit Sicherheit sein Tag. Nur eine Niederlage leistete sich der 35-jährige in der Vorrunde, was ihm zunächst ein Freilos bescherte. Mit deutlichen Siegen marschierte er zielstrebig in die Finalrunde, war präsent, dominant und souverän. Jene Tugenden behielt er auch bis zum letzten Gefecht bei. Benjamin Steffen (Schweiz) war gegen den sympathischen Sachsen chancenlos und musste sich mit 11:15 beugen. Der Pole Krzysztof Mikolajczak war sicher unangenehm für Fiedler zu fechten, verlor dennoch am Ende 12:15 im Halbfinale. Weltklasse-Fechten dann im Degen-Finale von Zagreb. Daniel Jerent (Frankreich), Nummer 34 der aktuellen Weltrangliste, sah gegen Fiedler kaum einen Stich, wurde vom Leipziger mit 15:5 regelrecht demontiert. „Jörg hat richtig gut gefochten“, freut sich anschließend Bundestrainer Didier Ollagnon. „Na klar war schon Druck da“, meint er weiter. „Er hat heute fleißig gearbeitet, war sehr konzentriert. Unser Ziel war es, das Finale zu erreichen. Das hat er hier bravourös gelöst“, fügt Didier Ollagnon hinzu. „Ich bin natürlich mit dem Ergebnis zufrieden, hatte damit nicht gerechnet“, äußert der gewohnt wortkarge Leipziger, dem die Freude über den zweiten EM-Titel deutlich anzusehen war.

Norman Ackermann, mit ebenfalls nur einer Niederlage in der Einordnungsrunde gut in das Turnier gestartet, musste sich im Tableau der letzten 64 dem Niederländer Tristan Tulen 12:15 geschlagen geben. Fiedlers Vereinskollege Steffen Launer verpasste knapp den Einzug in die Hauptrunde, der Leverkusener Falk Spautz blieb ebenfalls in der Vorrunde stecken. "Das ist ein Topergebnis - Jörg hat einen hervorragenden Tag erwischt", meinte nach der Siegerehrung Sportdirektor Sven Ressel, der gemeinsam mit der kleinen deutschen Fan-Kolonie den zweiten EM-Titel von Fiedler feiern konnte.

Souverän war die Weltranglisten-Siebente in das Turnier gestartet. Ihre Vorrunde beendete die 27-jährige mit nur einer Niederlage, zeigte anschließend, dass sie nicht umsonst auf Weltranglisten-Platz sieben zu finden ist. Der Einzug in die Finalrunde war mehr als verdient, war überzeugend erarbeitet. Carolina Erba (Italien) hielt im Viertelfinale lange dagegen, verlor dennoch am Ende gegen Carolin Golubytskyi 11:15. Erst die Russin Diana Jakovleva wurde zum Stolperstein für die Tauberbischofsheimerin, setzte im Sudden Death den entscheidenden zum 13:12. „Ich habe mein Fechten hier verändert, nicht wieder zurück gefunden. Das war heute nicht mein Tag. Klar hätte ich mich über Gold gefreut “, meint sie später selbstkritisch. Doch mit Blick nach vorn fügt sie hinzu: „Die WM kann kommen, Bronze ist für den Augenblick ganz in Ordnung“.

Katja Wächter blieb der Einzug in die Finalrunde verwehrt. Die Tauberbischofsheimerin unterlag im Achtelfinale jener Diana Jakovleva im Achtelfinale 10:15. Zuvor hatte sich die 31-jährige in einem rein deutschen Duell gegen Vereinskollegin Sandra Bingenheimer mit gleichem Ergebnis behaupten können.

Anne Sauer, vierte deutsche Vertreterin im Damenflorett, schied bereits nach der Vorrunde aus.

„Ich bin mit dem Ergebnis von Carolin sehr zufrieden“, erklärt Bundestrainer Yoann Lebrun. „Das war für sie zum einen ein erster Schritt in Richtung WM, widerspiegelt aber auch ihren bisherigen Saisonverlauf. Insgesamt hat sie heute sehr stark sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive gearbeitet“, so der Bundestrainer weiter.

 

2008 errang Carolin Golubytskyi in Kiew bereits Bronze im Einzel, holte nun mit jenem dritten Platz in Zagreb erneut Edelmetall bei einer Europameisterschaft.

 

Siegerin im Damenflorett wurde die Italienerin Elisa di Francisca, die im Finale Diana Jakovleva mit 15:7 besiegte.

 

Die Platzierungen:

Herrendegen:

1. Jörg Fiedler (Leipzig)

2. Daniel Jerent (Frankreich)

3. Ulrich Robeiri (Frankreich)

3. Krzysztof Mikolajczak (Polen)

5. Enrico Garozzo (Italien)

6. Benjamin Steffen (Schweiz)

7. Andras Redli (Ungarn)

8. Ivan Trevejo (Frankreich)

34. Norman Ackermann (Tauberbischofsheim)

77. Steffen Launer (Leipzig)

82. Falk Spautz (Leverkusen)

Viertelfinals:

Jörg Fiedler - Benjamin Steffen 15:11

Krzysztof Mikolajczak - Ivan Trevejo 15:13

Ulrich Robeiri - Andras Redli 9:8

Daniel Jerent - Enrico Garozzo 15:13

 

Halbfinals:

Jörg Fiedler - Krzysztof Mikolajczak 15:12

Ulrich Robeiri - Daniel Jerent 15:4

 

Finale:

Jörg Fiedler - Daniel Jerent 15:5

 

 

Damenflorett:

1. Elisa di Francesca (Italien)

2. Diana Jakovleva (Russland)

3. Carolin Golubytskyi (Tauberbischofsheim)

3. Ysaora Thibus (Frankreich)

5. Arianna Errigo (Italien)

6. Carolina Erba (Italien)

7. Benedetta Durando (Italien)

8. Edina Knapek (Ungarn)

9. Katja Wächter (Tauberbischofsheim)

30. Sandra Bingenheimer (Tauberbischofsheim)

35. Anne Sauer (Tauberbischofsheim)

 

Viertelfinals:

Elisa di Francesca - Arianna Errigo 15:5

Ysaora Thibus - Benedetta Durando 15:7

Diana Jakovleva - Edina Knapek 15:9

Carolin Golubytskyi - Carolina Erba 15:11

 

Halbfinals:

Elisa di Francesca - Ysaora Thibus 15:12

Diana Jakovleva - Carolin Golubytskyi 13:12

 

Finale:

Elisa di Francesca - Diana Jakovleva 15:7